Ein Rückblick auf die 32. Filmtage

„Was feiern wir eigentlich an Ostern?“

„Eier!“

„Was feiern wir in Gerbrunn?“

„Die 32. Filmtage bayerischer Schulen!“

„Und es ist letztendlich wurscht, wann wir was feiern. Die Hauptsache ist, dass wir wissen, was wir feiern!“ wie ein Interviewpartner der Filmgruppe des Ernestinum in Coburg treffend bemerkt hat. Über 140 jugendliche Filmbegeisterte wissen das ganz genau! Einmal im Jahr reisen sie aus ganz Bayern ins unterfränkische Gerbrunn und zeigen dort ihre besten Produktionen. Drei Tage lang laufen Filme aller Gattungen, werden analysiert und diskutiert. Heuer regnet es Orangen und Limetten im Musikvideo aus Ottobrunn, das den Publikumspreis erhält. Die Schüler des Röntgengymnasiums Würzburg sind der seltsamen Krankheit „Kommuna Oktini“ auf der Spur und im Film der Bamberger von-Lerchenfeldschule gelingt es sogar ein altes Hörgerät als ultimativen MP 3-Player auszugeben und gewinnbringend einzutauschen.

Die Arbeit mit dem faszinierenden Medium Film verbindet Jugendliche aller Altersstufen und Schularten in ähnlicher Weise, wie im Zeichentrickfilm des Gymnasiums Geretsried sich aus der Mutterbrust der Schnuller, die ersten Bauklötze, die Schultüte, das Handy, der Lippenstift, der erste Roller und schließlich das Kleid für den Abschlussball herausbilden. In wenigen Minuten ziehen in „Think of things“ die Eindrücke der Kindheit und Jugend am begeisterten Publikum vorüber.

Das Medium Film schärft nicht nur die Wahrnehmung, es schafft neue Welten. So zeichnet die Filmgruppe der Realschule Holzkirchen ein schonungsloses Bild einer fiktiven Klassengemeinschaft mit all ihren Individuen und Absonderlichkeiten, die ein wahres „Team“ erst ermöglichen. Der Titel dieses Films ist auch Programm für die Filmarbeit an bayerischen Schulen. Erst wenn mehrere Verrückte zusammentreffen und gemeinsam ein Projekt stemmen, kommen die wirklich kreativen Ideen zum Vorschein. Wie sonst wäre es dem Team des Gymnasiums Kirchheim eingefallen, die Budgetprobleme beim Filmset dadurch zu lösen, dass man Namenszettel auf weiße Wände hängt, die diese mal zu Fenstern, mal zu Schränken oder Gemälden werden lassen? Doch auch die etwas abseitige Idee vom Gymnasium Ottobrunn, den von einem Biertragl erschlagenen und zusätzlich in einer Badewanne ertrunkenen Tankstellenbesitzer Anderl in Säure aufzulösen und diese Handlung zum Mittelpunkt eines richtig schlechten, aber saulustigen Mundartfilms zu machen, kann nur auf diesem Wege zustande gekommen sein.

Doch es geht in Gerbrunn auch diesmal nicht nur ums Filme schauen und besprechen. In abwechslungsreichen, von Profis geleiteten Workshops können sich die Jugendlichen im Schreiben von Drehbüchern üben, den Umgang mit der Bluebox erproben, die professionelle Tonaufnahme kennen lernen oder sich über das Studium an der Filmhochschule informieren. Am Samstagabend präsentiert der Regisseur Armin Völckers seinen preisgekrönten Film „Leroy“ und stellt sich den Fragen der jungen Filmemacher. Es entwickelt sich eine angeregte Diskussion, die bis in die Morgenstunden dauert. Um einen solchen Filmmarathon durchhalten zu können, bedarf es vielerlei Stärkung. Wie im vergangenen Jahr sorgen die Gemeinde Gerbrunn, die ortsansässigen Vereine sowie die Schulgemeinschaft der Volksschule Gerbrunn für einen reibungslosen Ablauf und eine köstliche Verpflegung.

Auch wenn einige Teilnehmer nach durchdiskutierter Nacht bei der Preisverleihung „total nedfresh“ aussehen, fiebern doch alle der Bekanntgabe der Juryentscheidung entgegen. Auch heuer werden wieder viele interessante Preise vergeben wie die Auszeichnung des Bayerischen Staatministers Dr. Spänle, die an den Film „Vatertag“ vom Gymnasium Ernestinum Coburg geht. Der Film zeigt, wie erschreckend wenig unsereins über die Feiertage weiß, aber er zeigt auch, dass ein spritziger Film mit Witz mehr bringt als manche laue Unterrichtsstunde. Das ist doch ein Grund zum Feiern!

//Gerhard Schebler/


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